Spiegel online Wissenschaft 10.08.2009

Studien ausgewertet

Hunde sind so schlau wie Kleinkinder

Sie können bis zu 250 Wörter lernen, rechnen und betrügen: Die Intelligenz von Hunden ist bislang unterschätzt worden, glaubt ein führender Experte. Die Vierbeiner besitzen demnach in etwa die geistigen Fähigkeiten eines zweieinhalbjährigen Kindes - und hätten ein einfaches Ich-Bewusstsein.


Hunde sind dem Menschen in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit ähnlicher als gedacht. Sie können zählen, betrügen und bis zu 250 Wörter unterscheiden. Die Vierbeiner stünden somit ungefähr auf der Stufe eines zweieinhalbjährigen Kindes, sagte der Psychologe Stanley Coren von der University of British Columbia in Vancouver auf der Jahrestagung der American Psychological Association in Toronto. Das sei das Ergebnis einer Auswertung zahlreicher Studie zum Thema.

Das Denkvermögen der Hunde übertreffe bei Weitem das, was den Tieren bisher zugetraut wurde, erklärte Coren, der mehrere Bücher über die Intelligenz von Hunden verfasst hat. Nicht nur Zählen, sondern auch rudimentäres Verstehen von Sprache und eine Vorstellung von anderen Individuen gehörten zu ihrem Repertoire. Hunde könnten außerdem Strategien entwickeln, um ihre Artgenossen und Menschen zu täuschen, damit sie schneller zu einer Belohnung gelangen. Diese Fähigkeit wurde bisher mit dem Verstehen von Sprache in Verbindung gebracht - was bislang nur Menschen und Menschenaffen zugeschrieben wurde.

In Experimenten, bei denen die Tiere so schnell wie möglich zu einer Belohnung gelangen sollten, zeigten Hunde Verhaltensweisen, die eindeutig auf Planungsfähigkeit schließen lassen, so Coren. Hunde könnten einschätzen, was ein anderes Individuum - ob Hund oder Mensch - als nächstes tut, und sich dementsprechend verhalten. Die mathematischen Fähigkeiten der Hunde gingen so weit, dass sie bis fünf zählen können und über ein arithmetisches Grundverständnis verfügen. Der beste Freund des Menschen könne also selbst einfache Rechenoperationen wie eins plus zwei lösen, sagte Coren.

Die Intelligenz von Hunden setze sich aus drei Teilen zusammen: Instinkt (angeborenes Verhalten), adaptive Intelligenz (wie gut der Hund von seiner Umwelt lerne, um Probleme zu lösen) und Gehorsam (eine Art schulischen Lernens).

Nicht alle Hunde jedoch seien gleich intelligent, so Coren. Ein durchschnittlicher Hund könne etwa 150 Wörter unterscheiden, während es die schlauesten auf bis zu 250 Wörter brächten. Laut Coren seien immerhin 20 Prozent der Tiere solche Superhunde. Die intelligenteste Hunderasse scheinen Border Collies zu sein, gefolgt von Pudeln, Deutschen Schäferhunden und Golden Retrievern. Etwas abgeschlagen liegen Dobermänner und Labrador Retriever dahinter.

Einen eindrucksvollen Beleg für die Intelligenz von Hunden lieferte vor einigen Jahren der Border Collie Rico. Er hatte mehr als 200 Begriffe gelernt, schaffte es bis in die Fernseh-Show "Wetten, dass..." und in das Fachmagazin "Science".

Was Hundehalter nicht überrasche, nehme die Fachwelt erst allmählich zur Kenntnis, so Coren: Die Tiere scheinen über eine einfache Art Ich-Bewusstsein zu verfügen. Sie können andere Individuen täuschen, was voraussetze, dass sie den Unterschied zwischen sich und der Umwelt wahrnehmen.

 

 

 

Die Intelligenz der Katze

Es gibt Katzen, die genau wissen, wann ihr Halter nach Hause kommt, sie können geschlossene Türen öffnen und andere ähnliche Leistungen vollbringen. Andererseits gibt es auch Miezen, die selten eine intelligente Reaktion zeigen. Offenbar gibt es gescheite und weniger gescheite Katzen. So gelten beispielsweise Siamkatzen anderen Rassen als intellektuell überlegen.

Zahlreiche Verhaltensmerkmale der Katze lassen darauf schließen, dass diese Spezies eine gewisse Intelligenz besitzt. Dazu zählen die Vorsicht und die Neugier. Dass Katzen den Dingen auch in nicht überlebenswichtigen Situationen auf den Grund gehen, ist ein sicheres Zeichen für weit über das Notwendige hinausgehende Intelligenz. Mit Hilfe ihres aktiven Bewusstseins für die Außenwelt sind Katzen fähig, einmal gefundene Problemlösungen auf andersartige Situationen zu übertragen. Außerdem sind Katzen ja für ihren eigenen Willen bekannt.

Um aktiv zu bleiben, ist das Gehirn der Katze auf einen steten Fluss von Informationen und Reizen angewiesen. Elektroenzephalogramme von Katzen in einer reizfreien Umgebung haben gezeigt, dass die Gehirnaktivität allmählich dahingehend abfällt, dass sie nur dem Erhalt von Körperfunktionen dient und von gedanklichen Aktivitäten frei ist. Diese Experimente erklärten auch, warum Katzen funktionale Schwächen aufweisen, wenn ihre Sinne im Welpenalter nicht trainiert wurden.

Am intelligentesten sind von Menschen aufgezogene Katzen, mit denen ausgiebig gespielt wird und denen viele Reize und Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden. Junge und halbwüchsige Kätzchen brauchen zahlreiche Möglichkeiten für neue Erfahrungen. Durch das Erforschen der Umwelt wird neben der Intelligenz auch die körperliche Fitness und das Reaktionsvermögen trainiert.

Katzen verfügen über ein großes Lern- und Erinnerungsvermögen, das sie vor allem für Informationen einsetzen, die für sie nützlich sind. Dazu zählt die bevorzugte Nahrung, der Standort der Wasserschale, der behagliche Schlafplatz und das Lieblingsspielzeug. Katzen merken sich genau, mit welchen Lauten sie ihren Besitzer dazu bewegen können, auf ihre unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. Freigänger erinnern sich an den Verlauf ihres Reviers, an bekannte Katzen im Territorium und an gefährliche Hunde. Das assoziative Gedächtnis erlaubt Katzen, eine Problemstellung mit bereits Erlebten zu vergleichen. So können Katzen mühelos Beziehungen zwischen mehreren Elementen herstellen und nachvollziehen.

Einige Katzen verfügen über ein außergewöhnliches Ortsgedächtnis. Die Ursache dafür dürfte in einer biologischen Astronavigation liegen, nach der sich auch Zugvögel orientieren. Während die Katze sich auf Dauer in einem bestimmten Haus aufhält, registriert ihr Gehirn den Sonnenstand zu bestimmten Tageszeiten. Um dahin zurückzufinden, verwendet sie ihre innere biologische Uhr, und durch Versuch und Irrtum gelangt sie zum Ausgangspunkt der gespeicherten Sonnenkoordinaten zurück. Da die Katze sich mit Hilfe von polarisiertem Licht orientiert, navigiert sie auch damit, so dass sie von Wolken unbeeinträchtigt bleibt. Auch magnetische Felder sind von Bedeutung.

Obwohl Katzen bei der Geburt bestimmte Kenntnisse besitzen, müssen sie sich einige Verhaltensweisen aneignen, z.B. das Jagen oder das Benutzen des Katzenklos. Um ihre Jungen an das Jagen zu gewöhnen, versorgt die Katzenmütter sie ab der dritten Woche mit Beute. Zunächst verspeist sie tote Tiere vor den Augen der Jungen, später bringt sie lebende Beute heran, die sie tötet und ihnen zu fressen gibt. Schließlich überlässt sie die lebende Beute ihren Jungen. Da Katzen zwar einen Jagdinstinkt besitzen, aber das erfolgreiche Jagen erst lernen müssen, gelingt es Kätzchen ohne Mutter nur selten oder nie, Beute zu fangen. Um sich darin zu üben, benötigen kleine Katzen Spielzeug, das belauert, beschlichen und schließlich “erlegt” werden kann.

Die Benutzung des Katzenklos lernen sie durch das Vorbild der Mutter, sie bringt den Kleinen auch bei, die Ausscheidungen zu verscharren, um Geruchsspuren vor Feinden zu verbergen.

Das Verhalten der Katze ist also eine Mischung aus Instinkt und Erziehung. Die Katze müht sich allerdings nicht stundenlang mit Problemen ab, die sie nicht versteht und nicht nachvollziehen kann.